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Fortuna Gambia  e.V.

Besuch in South Africa

 

Beim ersten Besuch in 2022 im örtlichen Kindergarten "South Africa", benannt nach dem Viertel in dem es liegt, war ich zugegebener maßen sehr schüchtern und habe mich kaum umgeschaut. Damals habe ich mich zwar  vorgestellt und angemerkt, dass wir Interesse daran haben, bedarfsorientiert zu unterstützen.  So entstand bei mir der Eindruck, die Kinder verbringen dort einfach nur den Tag, unter Aufsicht zwar, aber ohne Anregung oder Anleitung.

Gebäude KindergartenGebäude Kindergarten

 

Dieses Mal war ich dann aber gleich früh vor Ort und habe doch einen anderen Eindruck gewonnen. Die 135  Kinder kommen ab halb 9 zusammen. Um neun Uhr gibt es eine Begrüßungszeromonie. In engiisch werden Reime über Tagesabläufe, das aktuelle Datum und das Alphabet aufgesagt. Nach dem Singen der Nationalhymne geht es in die einzelnen Räume.

 

 

 

 

Die Kinder sind altersentsprechend in fünf Gruppen aufgeteilt, betreut von vier Ezieherinnen und einem Erzieher. Dort wird dann gesungen, geklatscht, englisch gezählt und buchstabiert und ein paar Vorschulthemen besprochen.

 

     

 

 

 

 

 

 

Allerdings - an Spielzeug wie Memory oder Puzzle fehlt es leider, genau wie an Malsachen. Da werden wir diese Dinge sammeln, in den nächsten Container packen und dort hin bringen.

 

 

 

 

                   

Eine Tour mit den öffentlichen Verkehrsmitteln

Ein wirklich besonderes Erlebnis. Für die einheimische Bevölkerung eine völlig normale Wahl der Fortbewegung, denn die meisten Leute haben kein eigenes Auto.
Das System erscheint auf den ersten Blick chaotisch. Doch hat man das erstmal verstanden,kann man hier quasi wirklich im ganzen Land von A nach B kommen. Anders als daheim, aber nicht weniger praktisch.

Es gibt klar definierte Start- und Endpunkte, zwischen denen die verschieden großen Fahrzeuge pendeln. Steigt man unterwegs zu oder aus, ist bei den kürzeren Strecken trotzdem der komplette Fahrpreis zu entrichten. Bei den längeren Strecken wird da nochmal differenziert. Gehalten wird da, wo es Bedarf gibt.


Wenn die Starthaltestelle die Siedlung ist und das Ziel der OEG Bahnhof, kostet das – mal angenommen – 10 Dalasi, also umgerechnet ca 15 Cent. Wer am Café Kling oder am Rathaus zu oder aussteigt, zahlt das eben trotzdem. Das ist einfach und wird nicht diskutiert.
Der Fahrer hat einen Helfer, Apprente genannt. Er sitzt auf einem ganz bestimmten Platz neben der Tür im Innenraum, damit er die Tür schnell öffnen und schließen kann. Er lehnt sich während der Fahrt aus dem Fenster und ruft immer die Endhaltestelle. So weiß jeder Bescheid, ob sein Ziel auf der Strecke liegt. Der Helfer kassiert auch das Fahrgeld. Nach einer Weile sagt er einfach „pass“ – also: durchgeben, dann werden die Geldscheine herumgereicht. Für die hinteren Reihen helfen die vorderen Passagiere gerne aus und geben die Scheine weiter. Etwaiges Wechselgeld bekommt man direkt oder kurz vorm Aussteigen.
Möchte man unterwegs aussteigen, sagt man dem Helfer z. B.: „Nächste Kreuzung bitte.“
Dann klopft der Helfer an die Karosserie und der Fahrer hält an.
Die seitliche Schiebetür hat ein Seil, an dem nach dem Öffnen immer wieder beigezogen wird, damit das schneller geht.

 

 

Will man einsteigen, stellt man sich einfach an die Hauptverkehrsstraße, wo immer man das möchte und beginnt zu winken. Bekommt man Lichthupe oder fünf Finger der Hand gezeigt, ist es klar: Wagen voll. Da der Helfer immer ruft, wo die Fahrt hingeht, weiß man ja, ob das für einen passt. Oder, will man eine längere Strecke fahren, die ja nicht immer gerade ausgeht, kann man dann eben in die Richtung deuten, dann ist es klar. Oder beim Vorbeifahren wird nochmal nachgefragt.
Man steht also am Cafe Kling und will nach Ladenburg. Dann winkt man, zeigt aber quasi Richtung Ladenburg. Fährt der Wagen aber nach Viernheim, muss man auf den nächsten warten. Hält eines an, muss man oft schnell sein, damit man einen Platz bekommt. Kann ein bisschen dauern, auch weil die Fahrzeuge oft voll sind.
Aber was ist denn überhaupt voll? Auf den Sitzbänken ist in der Regel Platz für vier. Um die Sitzreihen zu erreichen ist in manchen Reihen ein Klappsitz. Sehr unruhig, wenn man da sitzt, weil man da immer in Bewegung ist.

Kinder zählen nicht, die sitzen auf dem Schoß. So sind schnell mal 20 und mehr Leute im Wagen. Achtet man nicht drauf, hört man auch gerne mal „rutsch, Schwester“ und bekommt zeitgleich einen sanften Stoß mit dem oberen Oberschenkel vom Nebenmann. Dann passen auch noch Körbe und Taschen und Schüsseln unter die Sitzbänke. Oder aufs Dach.

Genug der Vorrede und Erklärungen. Aber so ist der folgende Text leichter zu verstehen.

Mein Ziel ist die Sanddünenmoschee am Strand. Laut Google Maps sind das 40 km, mit dem Auto in einer Stunde und 7 Minuten zu schaffen. Ich kalkuliere mal zwei Stunden ein. Das scheint mir realistisch.

Am Morgen um 7 Uhr laufe ich von der Ferienunterkunft fünf Minuten zur Hauptstraße. Dort stelle ich mich hin, ich will Richtung Brikama. Einfache Sache, Langstrecke, die fahren durch. Das Ziel hatte ich auch vorm Einsteigen nochmal geklärt. Verwundert bin ich, als ich nur 10 Ds (15 Cent) bezahlen soll.
Kein Wunder, an der „Flughafenkreuzung“ biegt das Fahrzeug auf einmal ab, dabei will ich doch gerade aus. Dem Helfer Bescheid geben, raus, leider schon nach 7 km. Ein paar Meter Fußweg, an die Straße stellen, winken, nächstes Auto. Ist ja kein Problem.
Dieses Mal werden 18 Ds (27 Cent) fällig. Für eine Strecke von 9 km. Der Helfer ist sehr sportlich. Immer, wenn jemand aus- oder eingestiegen ist, lässt er den Fahrer anfahren, joggt ein paar Schritte nebenher und springt während der Fahrt auf das Trittbrett im Einstiegsbereich. Er ist aber auch sehr umsichtig. Von den vielen Leuten, die am Fahrbahnrand mitgenommen werden wollen, vergibt er die Plätze immer an Schüler:innen, damit die pünktlich zum Unterricht kommen. Diese Passagiere sind durch die Schuluniformen klar erkennbar. Find ich klasse.

 

Als wir die Endhaltestelle erreichen, frag ich mich durch, wo der Startpunkt nach Gunjur ist. Ich bekomme die Richtung gezeigt, hinter der Tankstelle. Da stehen tatsächlich fünf Wagen, einer ist schon fast voll, der wird bald fahren. Also rein da. Ich schau aus dem Fenster, das Fahrzeug gegenüber bekommt aus einem Plastiktütchen, wie ein Frühstücksbeutel, Motorenöl. Das wird reichen für den Tag. Bei unserem Wagen ist die Motorhaube offen, macht nix – dann wird halt angeschoben. Wenn‘s mal läuft, läuft es ja. Es ist viertel nach acht, als es weitergeht.
Für die Fahrt werden 25 Ds (38 Cent) fällig, für 20 km. Günstiger, weil ländlicher und nicht so viele Fahrgäste unterwegs. Da muß der Fahrer nicht so oft anhalten und kommt besser voran. Kann die Strecke als auch mindestens einmal mehr am Tag machen als die Kollegen auf den stark frequentierten Routen.
Eine halbe Stunde später erreiche ich die einzige Kreuzung von Gunjur. Der Wagen fährt jetzt wieder zurück.
Ich überquere die Straße, ein Pkw kommt. Er fährt zum Strand. Es fahren da wenige Autos, die Strecke ist kurz, vielleicht 2 km, trotzdem werden 20 Ds. fällig. Angebot und Nachfrage.         

Es hat tatsächlich 2 Stunden gedauert, aber die Zeit vergeht wie im Flug. Es gibt immer was zu sehen. Ein paar Schritte sind noch zu gehen, dann bin ich direkt am Sandstrand. Die Fischer sind gerade mit den bunt angemalten Schiffen rein gekommen, einige fahren sogar nochmal raus.
Links seh ich dann die Moschee am Strand. Was ein toller Anblick.

 

Außer mir keine Touristen da. Traumhaft. Ich schlendere am Strand entlang, das Meerwasser umspült meine Füße – herrlich. Ein Vater läuft mit seiner Tochter ebenfalls am Strand. Sie mit einem kleinen Eimer, er mit einer Schubkarre. Sie stoppeln Fische. Das lohnt sich hier auf jeden Fall. Das freut mich, dass die Familie die nächsten Tage versorgt sein wird.